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Realer Spritverbrauch weicht immer stärker von Herstellerangaben ab

Berlin – Schlechte Nachrichten für Autofahrer: Der tatsächliche Kraftstoffverbrauch von Personenkraftwagen (PKW) weicht vor allem in Europa immer stärker von den Angaben der Herstellerr ab. Das schadet der Umwelt und kostet den einzelnen Fahrzeugkäufer im Schnitt pro Jahr etwa 400 Euro extra.

Die neuen Angaben zur Diskrepanz zwischen tatsächlichem Spritverbrauch sowie CO2-Ausstoß einerseits und den Angaben der Fahrzeug-Hersteller andereseits stammen aus einer Untersuchung des International Council on Clean Transportation Europe (ICCT) aus Berlin. Dazu wurden die Daten von 1,1 Millionen Fahrzeugen aus acht Ländern untersucht. Die Angaben basieren auf 14 verschiedenen Datenquellen.

400 Euro mehr Kraftstoffkosten pro Jahr als laut Herstellerangaben zu erwarten
Die Untersuchung zeigt, dass die CO2-Emissionswerte und damit auch der Kraftstoffverbrauch neuer PKW-Modelle in Europa im Alltagsbetrieb durchschnittlich um etwa 42 Prozent höher liegen, als die unter Laborbedingungen ermittelten offiziellen Werte. Seit 2001 ist laut ICCT die Diskrepanz zwischen Test- und Realwerten damit um den Faktor vier angestiegen. Diese Ergebnisse bedeuten für Autofahrer deutlich höhere Kraftstoffkosten als eigentlich zu erwarten. Für einen durchschnittlichen Fahrzeugkäufer betragen die jährlichen Zusatzkosten inzwischen etwa 400 Euro.

Zudem ist Europa in dieser Angelegenheit besonders betroffen: Ein internationaler Vergleich zwischen China, der EU, Japan und den USA zeige, dass die Abweichung zwischen realen und offiziellen CO2-Emissionen zwar in allen Märkten in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist, doch der stärkste Anstieg ist für die EU zu verzeichnen. Der geringste Anstieg wird hingegen für die USA festgestellt.

Diskrepanz zwischen Test- und Realwerten zwischen 2009 und 2016 verdoppelt
In Europa lag die durchschnittliche Abweichung zwischen Test- und Realwerten im Jahr 2001 noch bei rund neun Prozent und ist bis 2016 auf knapp 42 Prozent angestiegen. Der Anstieg war laut den Untersuchungsergebnissen der ICCT insbesondere in jüngsten Jahren besonders deutlich. So habe sich die Diskrepanz zwischen 2009 und 2016 verdoppelt. Immerhin gebe es für das Jahr 2016 erste Anzeichen dafür, dass sich Anstieg der Abweichung zwischen Test- und Realwerten verlangsamt. Uwe Tietge, ICCT-Forscher und Mitautor der Studie, warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen. „Es ist jedoch noch zu früh, um wirklich sagen zu können, ob die Lücke zwischen offiziellen und realen Verbrauchswerten kleiner wird.“

Premium-Segment und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge weichen besonders stark ab
Besonders hohe Abweichungen werden im Premium-Segment beobachtet, wo in der Realität der Kraftstoffverbrauch teilweise mehr als 50 Prozent höher liegt, als vom Hersteller angegeben. Auffällig hoch seien zudem die Abweichungen auch für Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Generell gelte, dass die Diskrepanz bei Einführung einer neuen Modellgeneration in der Regel sprunghaft ansteigt.

Neues Testverfahren könnte Unterschiede in etwa halbieren
Der Kraftstoffverbrauch von PKW wird unter einheitlichen Bedingungen in Testlabors ermittelt. Seit September 2017 gilt für neue Fahrzeugtypen ein neues Testverfahren, das Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP). Von September 2018 wird das neue Testverfahren für alle neuen PKW zur Pflicht werden. Die ICCT-Forscher erwarten, dass das der WLTP die realen Fahrbedingungen genauer widerspiegelt und helfen wird, die Diskrepanz zwischen offiziellen und realen Verbrauchswerten in etwa zu halbieren. "Gleichzeitig gibt es jedoch auch Schlupflöcher in der neuen Regulierung", warnt Dr. Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa. "Weitere Schritte sind daher nötig, um ein erneutes Auseinanderdriften von Labor- und Alltagswerten zu verhindern."

© IWR, 2017


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