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Atomstrom zu teuer - EDF-Finanzvorstand tritt zurück

Paris – Personal-Veränderungen in den Vorstandsetagen großer Energiekonzerne sind an sich keine Besonderheit und sorgen in der Regel nur selten für Wirbel. Interessant kann es werden, wenn zusätzliche Infos über die Hintergründe einer Personalie bekannt werden. So heute geschehen beim französischen Energiegiganten Électricité de France (EDF).

EDF hat einen neuen Interims-Finanzvorstand vorgestellt. Xavier Girre wird diese Position vorerst übernehmen, da Vorgänger Thomas Piquemal seinen Dienst quittiert hat. Diese Nachricht sorgt deshalb für Aufsehen, weil Piquemal angeblich nicht mit der Unternehmenspolitik einverstanden war. Es ging demnach um die Realisation des Atomkraftwerks Hinkley Point C in Großbritannien.

Wollte Ex-CFO Piquemal Entscheidung pro Hinkely Point C vertagen?

Der 46-jährige Piquemal soll den Energiekonzern nach Informationen eines Insiders wegen der hohen Kosten für den geplanten Bau neuer Atomkraftwerke verlassen haben. Dies berichtete Bloomberg am Wochenende. Der Ex-CFO hatte sich demnach für eine Verschiebung der finalen Investitionsentscheidung für den Bau des Atomkraftwerks (AKW) Hinkley Point C im Südwesten von England ausgesprochen. Aus seiner Sicht belaste eine solche Entscheidung die Bilanz des Konzerns. Laut Bloomberg will der Konzern im April für dieses Projekt eine Entscheidung fällen. Piquemal sei mit seiner Intervention und Forderung nach einer Verschiebung gescheitert und ziehe nun die Konsequenz, heißt es. Nach einem Wort des Dankes für die geleistete Arbeit des ehemaligen CFO, der den Job bei EDF seit 2010 ausgefüllt hat, sucht man in der kurzen Mitteilung des Konzerns vergebens. Die EDF-Aktie gibt an der Pariser Börse bislang um rund sieben Prozent nach. Der Energieriese befindet sich zu knapp 85 Prozent in Händen des französischen Staates.

Klagen und Kritik am Milliarden-Projekt Hinkley Point C

EDF will die geplante Anlage in Form von zwei Druckwasserreaktoren mit einer Nettoleistung von zusammen 3.200 MW am Kraftwerkstandort in der englischen Grafschaft Somerset nahe der Stadt Bridgwater für umgerechnet rund 19 Milliarden Euro im Rahmen eines französisch-chinesischen Konsortiums errichten. Diese Summe beinhaltet aber nur die Investitionskosten für die beiden AKW-Blöcke, die gesamten Baukosten gibt die EU-Kommission mit 31 Milliarden Euro an. Im vergangenen Jahr hat die EU zudem einer Subventionen des Kraftwerks durch die britische Regierung in Form einer staatlich garantierten festen Vergütung von 10,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Atomstrom über einen Zeitraum von 35 Jahren zugestimmt. Das bedeutet Betriebszuschüsse aus Steuermitteln, die sich nach Berechnungen des Analyseinstituts Energy Brainpool auf über 108 Milliarden Euro summieren werden. Österreich sowie einige Ökostrom-Versorger klagen gegen diese Form der finanziellen Unterstützung.

© IWR, 2016

07.03.2016

 



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