Energiefirmen.de

Branchenportal der Energiewirtschaft

PlanET 4 1280 256

BDEW kritisiert Stromschranke zu Österreich

Berlin – Die Bundesregierung plant die Einführung eines Engpassmanagements an der deutsch-österreichischen Stromgrenze. Eigentlich sind die grenzüberschreitenden Stromleitungen so gut ausgebaut, dass die beiden Territorien ein zusammenhängendes Marktgebiet bilden. Doch nun soll der Strom-Austausch in Stoßzeiten gedrosselt werden. Heftige Kritik kommt vom Verband der Energiewirtschaft BDEW.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) glaubt, dass die Pläne der deutschen Regierung einen Rückschritt auf dem Weg zur EU-Energieunion bedeuten. Das Engpassmanagement stehe dem Ziel eines europäischen Strombinnenmarktes entgegen.

Handlungsdruck auf dringend notwendigen Netzausbau sinkt

Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung: "Die Einführung eines Engpassmanagements an der deutsch-österreichischen Grenze steht dem Ziel eines europäischen Strombinnenmarktes entgegen. Zudem senkt es den Handlungsdruck auf den dringend notwendigen Netzausbau in Deutschland. Statt voreilig eine Entscheidung zu veröffentlichen, sollte man die für 2017 erwarteten Ergebnisse der Expertengruppe des Verbands der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) zum optimalen Zuschnitt der Preiszonen abwarten."

Deutsch-österreichischer Börsen-Strompreis mit Signalwirkung

Kapferer betont, dass die österreichisch-deutsche Preiszone im Vergleich zu anderen europäischen Marktplätzen über eine überdurchschnittlich hohe Liquidität verfügt. Die in dieser Zone ermittelten Großhandelspreise hätten Signalwirkung für den gesamten europäischen Raum. Für den geographischen Raum Österreich und Deutschland wird bereits seit dem Jahr 2004 ein Großhandelspreis an der Börse festgestellt. Der BDEW habe dabei von Anfang an die klaren Vorteile einer großen Preiszone von Deutschland und Österreich unterstrichen.

Aufteilung der Preiszone würde attraktiven Marktplatz gefährden

Durch die Größe der Preiszone Deutschland und Österreich werden Handelsteilnehmer angezogen. Damit wird zugleich eine hohe Liquidität erzielt. Dies sorgt für einen funktionierenden Markt und Wettbewerb, so der BDEW. Seit der Liberalisierung der Strommärkte hat sich die Liquidität in der Preiszone kontinuierlich erhöht und sei aktuell die höchste an den europäischen Börsen. Gleichzeitig habe sich der festgestellte Großhandelspreis an der Leipziger Strombörse EEX zum Referenzpreis für viele angrenzende Regionen entwickelt. Eine Aufteilung der Preiszone würde diesen attraktiven Marktplatz gefährden, so Kapferer.

Widerstand auch aus Österreich

Auch die österreichische Strommarkt-Regulierungsbehörde e-control hat sich ebenfalls gegen die Pläne der deutschen Regierung ausgesprochen. Die einseitige Aufkündigung der gemeinsamen Strompreiszone sei ein „falscher Schritt“, der weder erforderlich noch gerechtfertigt ist. Die österreichische Energieregulierungsbehörde kündigte an, alle möglichen rechtlichen Schritte gegen diese Entscheidung zu ergreifen. Dazu zählten auch wettbewerbsrechtliche Schritte. Aus Sicht der Bundesregierung in Deutschland ist die historisch gewachsene deutsch-österreichischen Stromgebotszone nicht mehr zeitgemäß. Inzwischen sei das Handelsvolumen deutlich angewachsen, weil insbesondere in Zeiten mit viel Wind und Sonne Strom aus Deutschland preisgünstiger ist als Strom aus Österreich. Die gehandelten Mengen würden dann die Transportkapazitäten übersteigen. Kosten für dann notwendige Regulierungsmaßnahmen tragen vor allem die Verbraucher in Deutschland, so die BMWi-Begründung für die Maßnahme.

© IWR, 2016

02.11.2016

 



Jobs & Karriere - Energiejobs.de
Veranstaltungen - Energiekalender.de

Pressemappen - mit Original-Pressemitteilungen