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Polare Wärme führt zur Kältewelle in Deutschland

© Zachary Labe© Zachary Labe

Münster - Eine ungewöhnlicher Wärmevorstoß in der Arktis beeinflusst das Wetter in Westeuropa und führt zur aktuellen Kältewelle in Deutschland. Das Phänomen könnte mit dem Klimawandel in Zukunft häufiger und heftiger auftreten.

Deutschland erlebt Ende Februar 2018 die bisher kälteste Nacht. Ursache ist eine Verschiebung des Polarwirbels nach Süden mit polarer Kaltluft im Gepäck. Diese wird mit Hilfe eines skandinavischen Hochs bis weit nach West- und Südeuropa transportiert. Ein wesentlicher Grund für dieses Phänomen ist allerdings die aktuelle Erwärmung der arktischen Polregion.

Gleiches Wetter-Phänomen - Klirrende Kälte im Osten der USA und in Westeuropa
Bereits im Dezember 2017 und Anfang Januar 2018 kam es im Osten der USA und Kanada zu einem heftigen Kälteeinbruch. Auch hier wurde klirrende Kälte aus der arktischen Polregion bis weit in den Süden der USA transportiert. Im Gegenzug strömte auf der US-Westseite warme Luft bis hoch in den Norden nach Alaska. Die Folge: es war in Florida zeitweise kälter als in Alaska.

Dieses Wetter-Phänomen ist jetzt auch in Europa zu beobachten. Während es in Deutschland und weiten Teilen Europas wegen der polaren Nordostströmung eisig kalt ist, wird gleichzeitig weit nach Norden sehr warme Luft über Island bis nach Spitzbergen transportiert. Die Inselgruppe liegt etwa 1.000 km nördlich von Nordnorwegen bzw. 3.000 km nördlich von Deutschland. Aktuelle Temperaturen auf Island (+7 Grad Celsius) und Longyearbyen (+4 Grad Celsius) auf Spitzbergen zeigen die Verwerfungen.

Kältewelle in Europa: Störung des Polarwirbels durch zu viel Wärme in der Polregion
Eine Ursache für den "Artic Outbreak" sind aktuell ungewöhnlich hohe Temperaturen in der Arktis. Diese hohen Temperaturen führen dazu, dass die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den mittleren Breiten abnimmt. Abnehmende Temperaturunterschiede wiederum haben aber zur Folge, dass sich der Polarwirbel abschwächt, durch einen Wärmekeil geteilt wird bzw. "zerbröselt". Die polare Kaltluft ist nicht mehr durch starke Westwinde von der wärmeren Luft in den mittleren Breiten getrennt, sondern kann deutlich leichter Richtung Süden strömen.

Über den arktischen Polarwirbel und den Klimawandel
Würde sich die Erde nicht drehen, könnte kalte Luft aus dem Norden auf direktem Weg in Richtung Süden fließen. So ist es aber nicht, denn die Erdrotation (Corioliskraft) sorgt dafür, dass sehr starke Höhenwinde rund um den Pol (polare Westwinde) entstehen, die die arktische Kaltluft im Norden quasi an den Polkappen gefangen halten. Mit der zunehmenden Erderwärmung vor allem in den Polregionen schwächen sich die eigentlich starken polaren Westwinde wegen der abnehmenden Temperaturunterschiede zeitweise ab. Ein einzelner Polarwirbel kann sich dann als "Artic Outbreak" leichter aus der Polarzikulation abkoppeln oder der gesamte Polarwirbel wird nach Süden bis in die mittleren Breiten (u.a. nach Westeuropa) verschoben. Auf der anderen Seite strömt als Gegenreaktion sehr warme Luft (hier nach Island, Spitzbergen) bis weit nach Norden hinein.

Fazit: Die durch den globalen Klimawandel bedingte Erwärmung der Polkappen führt zeitweise zu extremen Wetterschwankungen. Lösen sich einzelne Polarwirbel aus der arktischen Polarzirkulation und wandern Richtung Süden oder verschiebt sich der Polarwirbel, dann kommt es paradoxerweise zu den regional begrenzten, aber sehr kalten Witterungsperioden vor allem in den von Menschen bewohnten mittleren Breiten.

© IWR, 2018


26.02.2018

 



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