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Studie: Vögel weichen Rotorblättern von Offshore-Windturbinen gezielt aus

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Berlin - Das Risiko, dass Vögel mit den Rotorblättern von Windenergieanlagen kollidieren, ist oft ein wesentlicher Konfliktpunkt bei der Realisierung von Windenergieprojekten. Nun zeigt eine umfassende und technologisch moderne Untersuchung, dass Seevögel Rotorblättern von Windturbinen besser ausweichen können, als bislang angenommen.

Seevögel weichen den Rotorblättern von Offshore-Windturbinen gezielt aus. So lautet das Kernergebnis einer neuen Studie, in der die Flugwege Tausender Vögel in der Nähe von Windturbinen in der Nordsee erfasst wurden. Ein weiteres Kernergebnis ist, dass während der zweijährigen Untersuchungsphase mit Kameras und Radar kein einziger Vogel aufgezeichnet wurde, der mit einem Rotorblatt kollidierte.

Keine Kollision erfasst - Vögel zeigen artbedingt unterschiedliche Ausweichreaktionen
Im Rahmen einer großangelegten Untersuchung zu den möglichen Beeinträchtigungen von Seevögeln durch Offshore-Windenergieanlagen haben Forschende mit Hilfe von Radar und Kameras das Verhalten von Seevögeln in der Bucht von Aberdeen in der Nordsee an der Ostküste Schottlands über einen Zeitraum von zwei Jahren überwacht. Eingehend untersucht wurde dabei das Verhalten von Silbermöwen, Tölpeln, Dreizehenmöwen und Mantelmöwen in der Zeit ihrer größten Aktivität von April bis Oktober.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Bewegungsmuster der Vögel in der Nähe der Rotorblätter ab einer Entfernung von ca. 120 m anpassen und zunehmend präziser werden, je näher die Vögel den Rotoren kommen. Zudem zeigten sich einige Unterschiede zwischen den untersuchten Seevögeln. Bei Silbermöwen und Dreizehenmöwen konnte ein waagrechtes Ausweichen in größerem Abstand zu den Rotorblättern, nämlich 90–110 Meter bzw. 140–160 Meter, beobachtet werden, während Tölpel und Mantelmöwen erst 40 bzw. 50 Meter vor den Spitzen der Rotorblätter auswichen.

Während der Studie wurde kein einziger Zusammenstoß zwischen einem Vogel und einem Rotorblatt beobachtet. „Das ist die wichtigste Erkenntnis“, so der Leiter des Projekts Henrik Skov. Oft werde behauptet, dass sehr kostspielige Lösungen erforderlich seien, um Kollisionen der Vögel mit Rotorblättern von Windenergieanlagen zu vermeiden. „Dabei können die Arten, die wir verfolgt haben, diesen perfekt ausweichen. Sie können wirklich gut in der Umgebung von Windenergieanlagen überleben“, so Skov weiter.

Einzigartige technische Untersuchungsmethodik
An Land ist es vergleichsweise einfach, die Auswirkungen von Windturbinen auf die Vogelwelt zu überwachen. Auf See gestaltet sich diese Aufgabe bei oft rauen Wetterbedingungen schwieriger.

Die einzigartige, bisher ungenutzte technische Lösung für die aktuelle Untersuchung vor der schottischen Küste bestand darin, die Daten von Radar und Kameras zu kombinieren. So konnte die Seevogelart identifiziert und ein dreidimensionales Bild der Flugmuster der Vögel erstellt werden, inklusive der Ausweichwege im Umfeld der Rotorblätter.

„Bei Intervallen von zweieinhalb Sekunden wissen wir genau, wo sich die Vögel in einer dreidimensionalen Welt befinden. Wir können beschreiben, wie sie sich an Windturbinen verhalten, wie weit sie von ihnen entfernt sind und welche aktuellen Wetterbedingungen herrschen“, so Skov.

Ein neuer Maßstab für Vogelstudien - Verbesserte Vorhersagen des Kollisionsrisikos
Wie bei den meisten Studien weisen die Ergebnisse in mehrere neue Richtungen. Cox ist davon überzeugt, dass das Modell mit dem Einsatz einer Kombination von Radar und Kameras neue Maßstäbe für die Berechnung des Kollisionsrisikos setzen kann. Zwar seien bislang nur vier Vogelarten untersucht worden, nach Einschätzung des Leisters der Untersuchung kann das Modell jedoch auf weitere Arten von Seevögeln bzw. Analysen im Zusammenhang mit Onshore-Windparks angewendet werden.

Die Ergebnisse könnten möglicherweise den Weg für einfachere Genehmigungsverfahren für Offshore-Windparks ebnen. Da bislang erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf das Kollisionsrisiko bestanden haben, habe es bislang eine unnötig vorsichtige Herangehensweise an das Problem gegeben. Bei mehr oder weniger jedem Projekt sei das Risiko, dass Vögel mit Rotorblättern kollidieren, zu hoch bewertet worden, so Robin Cox, Vattenfalls Projektmanager für die Studie.

In der Forschung wurde davon ausgegangen, dass diese kumulative Auswirkung von Zusammenstößen größer ist als die Population dieser Seevögel tragen kann, was eindeutig negative Auswirkungen auf Genehmigungsverfahren hat. „Mit diesem Projekt konnten wir Daten erheben, die wir hoffentlich dafür nutzen können, Kollisionsrisiken präziser vorherzusagen. Wir können so realistischere Zahlen für die Abschätzung der kumulativen Auswirkungen von Windparks in der Nordsee ableiten“, so Cox weiter.

© IWR, 2023


03.03.2023

 



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