Umweltministerin Hendricks bittet Belgien um AKW-Abschaltung
In den Reaktordruckbehältern der beiden AKW-Blöcke Tihange 2 und Doel 3 mit einer Nettoleistung von je rund 1.000 Megawatt (MW) waren Wasserstoffflocken gefunden worden. Eine Stellungnahme der Reaktor-Sicherheitskommission steht noch aus und Beratungen zwischen deutschen und belgischen Sicherheitsexperten zu diesem Thema laufen.
Kommission: AKW-Sicherheit unklar
Die unabhängige Reaktorsicherheitskommission (RSK), die Hendricks um eine Stellungnahme gebeten hatte, kommt in ihrer Beurteilung der Sicherheitsreserven der beiden Reaktoren unter der Annahme einer Störfallbelastung zu dem Ergebnis, es gebe aus heutiger Sicht "keine konkreten Hinweise, dass die Sicherheitsabstände aufgezehrt sind. Es kann aber auch nicht bestätigt werden, dass diese sicher eingehalten werden."
Nimmt Belgien die Sorgen in Deutschland ernst?
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: "Die unabhängigen Experten der RSK können mir nicht bestätigen, dass die Sicherheitsreserven von Tihange 2 und Doel 3 eingehalten werden können. Deshalb halte ich es für richtig, die Anlagen vorübergehend vom Netz zu nehmen, jedenfalls so lange, bis die weiteren Untersuchungen abgeschlossen sind. Ich habe die belgische Regierung um diesen Schritt gebeten. Er wäre ein starkes Zeichen der Vorsorge. Und er würde zeigen, dass Belgien die Sorgen seiner deutschen Nachbarn ernst nimmt."
Deutsch-belgische Arbeitsgruppe zur nuklearen Sicherheit installiert
Auf Initiative von Hendricks hat Anfang April die neu gegründete deutsch-belgische Arbeitsgruppe zur nuklearen Sicherheit auf Expertenebene getagt und sich mit den Befunden in den AKW Doel 3 und Tihange 2 befasst. Hintergrund der Beratungen sind die in den Reaktordruckbehältern der beiden Anlagen gefundenen Wasserstoffflocken. Im Rahmen dieser Sitzung wurden insbesondere die Antworten der belgischen Aufsichtsbehörde auf offene Fragen des BMUB erörtert.
Im Ergebnis befürworten sowohl deutsche als auch belgische Experten weitergehende Untersuchungen, um die vorhandenen Nachweise zur Sicherheit abzusichern. Erste Vorschläge für ein weiteres Untersuchungsprogramm wurden von belgischer Seite bereits erarbeitet. Die Verantwortung für die nukleare Sicherheit trägt die belgische Atombehörde und in letzter Instanz der belgische Innenminister Jan Jambon.
NRW klagt nun auch gegen Wiederaufnahme des Reaktorbetriebs
Besonders stark ist der Widerstand aus Nordrhein-Westfalen (NRW). Die rot-grüne NRW-Landesregierung hat sich kürzlich einer Klage der Städteregion Aachen gegen die Wiederaufnahme des Reaktorbetriebs von Tihange angeschlossen. Der Atommeiler steht nur rund 70 Kilometer von Aachen entfernt.
© IWR, 2016
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