Siemens Gamesa streicht jede fünfte Stelle
Siemens Gamesa Renewable Energy ist sechs Monate nach dem Zusammenschluss des spanischen Turbinenherstellers Gamesa mit der Windenergie-Sparte von Siemens in die Verlustzone gerutscht. Nach einer Gewinnwarnung im Oktober baute das Unternehmen bereits den Vorstand um. Nun folgt ein umfassendes Restrukturierungsprogramm, das bis zu 6.000 der insgesamt 27.000 Mitarbeiter betrifft.
Ergebnis liegt unter gekappter Prognose
Siemens Gamesa hat im Finanzjahr 2017 (Oktober 2016 bis September 2017) einen Pro-Forma Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 774 Mio. Euro erwirtschaftet. Das sind 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit liegt das Ergebnis nochmals leicht unter den anvisierten 790 Mio. Euro, die das Unternehmen nach einer Gewinnwarnung Mitte Oktober 2017 prognostiziert hatte. Das ursprüngliche Ziel lag bei 900 Mio. Euro. Der Blick auf das Gesamtjahr beinhaltet für die ersten sechs Monate (Oktober 2016 bis März 2017), also vor dem Zusammenschluss, die Ergebnisse, die Siemens Wind Power, Gamesa und das Offshore Joint Venture Adwen erwirtschaftet haben.
Verluste nach der Fusion
Für die Zeit nach der Fusion von Siemens Gamesa sieht das Ergebnis deutlich schlechter aus als vor dem Zusammenschluss. Von April bis September 2017 hat Siemens Gamesa einen Verlust auf Ebit-Ebene in Höhe von 146 Mio. Euro eingefahren. Positiv fällt für diesen Zeitraum das um Sondereffekte wie Sonderabschreibungen und die Kosten des Zusammenschlusses, bereinigte Ebit (+192 Mio. Euro) aus. Blickt man nur auf das vergangene vierte Quartal (Juli bis September 2017), beträgt der Ebit-Verlust 197 Mio. Euro. Der Verlust auf Ebene des bereinigten Ebit liegt bei 19 Mio. Euro.
Auch der Umsatz von Siemens Gamesa ist im Pro-forma-Geschäftsjahr 2017 mit elf Milliarden Euro um fünf Prozent unter dem Vorjahresergebnis geblieben. In der Zeit nach der Fusion, also in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres, beträgt der Umsatz fünf Milliarden Euro (-12 Prozent) und die verkaufte Windenergieleistung sinkt sogar um 26 Prozent auf 3.599 Megawatt (MW). Der Nettogewinn beträgt 377 Mio. Euro. „Unser Geschäftsergebnis ist noch nicht auf dem Niveau, das wir anstreben“, so Markus Tacke, CEO von Siemens Gamesa. Für das Geschäftsjahr 2018 erwartet Siemens Gamesa ein Ebit von 9,0 bis 9,7 Milliarden Euro.
Schwacher Onshore-Markt – Siemens Gamesa sieht Fusion auf gutem Weg
Die Ursachen sieht der Konzern jedoch nicht in der Fusion, sondern vielmehr im schlecht laufenden Onshore-Windmarkt. So sei der indische Markt temporär ausgefallen, zudem fielen Wertminderungen auf Vorratsvermögen in den USA und Südafrika an. Das Unternehmen verweist auch auf einen hohen Auftragseingang von 3.000 MW (+40 Prozent) im vierten Quartal und gut laufenden Fusionsaktivitäten. Das Synergie-Minimalziel von 230 Mio. Euro soll bereits im dritten Jahr und damit zwölf Monate früher als geplant erreicht werden.
Umstrukturierungsprogramm: Bis zu 6.000 Stellen fallen weg
Um dies zu erreichen kündigt Siemens Gamesa ein umfassendes Restrukturierungsprogramm an. In den kommenden Monaten sollen bis zu 6.000 Mitarbeiter in 24 Ländern ihre Anstellung verlieren, 700 Kündigungen sind bereits ausgesprochen. Damit entlässt das Technologieunternehmen mehr als jeden fünften seiner derzeit 27.000 Mitarbeiter.
Aktie bricht ein
Bei den Aktionären stoßen die Ergebnisse sowie die Restrukturierungs-Ankündigungen auf wenig Gegenliebe. Die Aktie gibt nach Handelseröffnung am Dienstag um bislang 5,3 Prozent auf 11,20 Euro nach (10:08 Uhr, Börse Stuttgart). Damit hat sich der Aktienkurs seit Juni 2017 beinahe halbiert.
© IWR, 2017
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