Bremst Bundesregierung den EE-Ausbau? Börsenzeitung: PNE warnt vor weiterer "Altmaier-Delle" und Fadenriss beim Wind- und Solarausbau
Münster – Nach dem Regierungswechsel und den bisherigen Äußerungen von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche zur Energiepolitik wächst die Unruhe in der Branche der Erneuerbaren Energien. Nach einem Bericht der Börsen-Zeitung besteht die Sorge, dass die Bundesregierung die Zielmarken für den Wind- und Solarausbau nach unten anpassen könnte. Die Branche fürchtet erneut einen Fadenriss.
"Wir als Branche und die Wirtschaft blicken ja nicht nur auf eine Wahlperiode von vier Jahren. Wir sind angewiesen auf Investitionssicherheit", so CEO Heiko Wuttke von PNE AG gegenüber der Börsenzeitung.
Wuttke warnt ausdrücklich vor einem zu starken Eingriff in Ausbautempo, Ausschreibungsmechanismen und Marktdesign. „Man kann damit enormen Schaden anrichten“, so Wuttke.
Die Sorge ist nicht unbegründet: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hält die bisherigen Ausbauziele für erneuerbare Energien für „völlig überzogen“.
Schon diese Ankündigung sorgt für erhebliche Verunsicherung in der Branche. Gefürchtet sind die sogenannten „Altmaier-Dellen“, die sowohl die Solar- als auch die Windindustrie in der Vergangenheit massiv getroffen haben. Die Branche warnt eindringlich davor, dass sich diese Fehler nicht wiederholen dürfen.
Altmaier-Delle I: Im Jahr 2012 wurde unter der Federführung von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) kurzfristig ein politisch induzierter Markteinbruch in der Solarbranche umgesetzt, der die bis dahin weltweit führende deutsche Solarindustrie nahezu vollständig vernichtete. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass billige chinesische Konkurrenz der Grund gewesen sei. Tatsächlich aber war der Einbruch politisch verursacht und nicht marktgetrieben.
Das Absatzvolumen schrumpfte nach den politischen Eingriffen innerhalb kürzester Zeit von über 8.000 MW (2012) auf rd. 1.200 MW (2014) und damit um etwa 85 Prozent. Deutsche Hersteller konnten zu dieser Zeit nicht auf alternative Auslandsmärkte ausweichen, schlicht weil es diese Märkte damals noch nicht gab. Die chinesischen Wettbewerber profitierten auch nicht vom Rückzug der deutschen Industrie – sie konnten zunächst weder Marktanteile übernehmen noch bei diesem geringen Marktvolumen Zuwächse erzielen.
Erst im Jahr 2022 konnte der deutsche Solarmarkt mit einem Zubau von 7.500 MW wieder an das Niveau der Jahre 2010 - 2012 anknüpfen.

Altmaier-Delle II: Im Jahr 2018 kam es in der Amtszeit von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ebenfalls zu einem politisch induzierten Markteinbruch, dieses Mal in der Windbranche. Der dramatische Rückgang zwischen 2017 und 2020 war die direkte Folge politischer Entscheidungen und regulatorischer Versäumnisse. Während 2017 noch rund 6.500 Megawatt Windkraftleistung (onshore und offshore) zugebaut wurden, waren es 2020 nur noch rd. 1.600 Megawatt. Im Unterschied zur Solarbranche konnten die Hersteller von Windkraftanlagen und Projektierer zumindest auf die bereits entwickelten Auslandsmärkte zurückgreifen.

© IWR, 2025
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