Unter 100 Euro/MWh: Gaspreise fallen auf tiefsten Stand seit Anfang Juni 2022
© TTF-HubMünster - Der aktuelle Abwärtstrend bei den Gaspreisen setzt sich an den Börsen weiter fort. Heute ist am TTF-Hub der Januar Monats-Kontrakt 2023 aktuell um über 8 Prozent bis auf 96,2 Euro/MWh (Tief) und damit unter die Marke von 100 Euro/MWh gefallen. Das ist der niedrigste Stand für den Frontmonat seit Anfang Juni.
Mit der sukzessiven Drosselung der Gaslieferungen und dem anschließenden vollständigen Lieferstopp über die Gaspipeline Nord Stream 1 hatte Russland die Preise seit Juni 2022 zunächst bis auf über 350 Euro/MWh im August getrieben. Doch am Ende ist die russische Rechnung nicht aufgegangen.
Mit der schnellen Umstellung und Diversifizierung der Gas-Bezugsquellen in den EU-Ländern oder dem Bau von LNG-Terminals in Deutschland konnte die teils völlig einseitige Abhängigkeit von Gas aus Russland beendet werden. Nach dem Erreichen des Höchstpreises im August 2022 gaben die Gaspreise bis Anfang November 2022 wieder deutlich nach, der Frontmonat drehte aber kurz vor Erreichen der 100 Euro Marke.
Nach dem anschließenden Anstieg der Gaspreise bis auf 160 Euro/MWh Anfang Dezember 2022 wegen der niedrigen Temperaturen setzte danach ein weiterer Preisverfall ein, der noch immer anhält. Aktuell sind die Gaspreise sogar niedriger als vor einem Jahr im Dezember 2021.
Die Gründe für den aktuellen Preisverfall beim Gas sind vielschichtig. Neben der rasanten Umstellung der Gas-Bezugsquellen, die schnelle Inbetriebnahme der schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Lubmin (Deutsche Regas), den Gas-Einsparungen der Verbraucher oder dem Brennstoffwechsel in der Industrie bzw. beim Gewerbe tragen auch die aktuell relativ hohen Temperaturen und eine leichte Entschärfung beim massiven Ausfall französischer Atomkraftwerke zum Gaspreisrückgang bei.
Frankreich war gezwungen, ausgerechnet in diesem Jahr vermehrt Gaskraftwerke auf Rekordniveau hochzufahren. Alle Nachbarländer - u.a. Deutschland und Spanien - mussten zudem mit hohen Stromexporten aushelfen und die französische Stromversorgung sichern, vorwiegend durch den Betrieb von Kohle- und Gaskraftwerken.
Nach dem monatelangen, massivem AKW-Ausfall sind zuletzt wieder einige französische Atomkraftwerke in Betrieb genommen worden. Das senkt den Gasbedarf nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland und Spanien. Zudem drücken Konjunktursorgen in China, höhere Temperaturen in den USA und die Hoffnung auf Wiedereröffnung des LNG-Exporterminals Freeport (Texas) auf die globalen LNG-Preise. Die zweigrößte Anlage in den USA war am 08. Juni 2022 nach einer Explosion stillgelegt worden und soll zum Jahresende 2022 vorbehaltlich der Freigabe der US-Behörden sukzessive wieder hochgefahren werden.
© IWR, 2024
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