Mercedes Benz eröffnet eigene Fabrik für Batterierecycling - Erwartete Rückgewinnungsquote durch neues Verfahren bei über 96 Prozent
Am 17.08.2023 ist die neue EU-Batterieverordnung in Kraft getreten. Zu den Zielen der Verordnung zählt es, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, die Versorgungssicherheit bei Rohstoffen und Energie zu erhöhen und die strategische Autonomie der EU stärken. Unter Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz sowie Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker hat Mercedes Benz in Kuppenheim in Baden-Württemberg eine neue mechanisch-hydrometallurgische Recyclinganlage für Batterien offiziell eröffnet.
Rückgewinnungsquote von über 96 Prozent - Wertschöpfung am Standort Deutschland wird gestützt
Mit der neuen Recyclingfabrik will der Automobilkonzern seine Innovationskraft zur Etablierung einer echten Kreislaufwirtschaft untermauern und den Verbrauch wertvoller Primärressourcen deutlich verringern. Anders als bei heute etablierten Verfahren beträgt die erwartete Rückgewinnungsquote der mechanisch-hydrometallurgischen Recyclinganlage nach Angaben von Mercedes-Benz mehr als 96 Prozent.
Wertvolle, begrenzt verfügbare Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt können wiedergewonnen werden, so dass sie wieder für den Einsatz in neuen Batterien künftiger vollelektrischer Fahrzeuge geeignet sind. Das Unternehmen hat einen zweistelligen Millionenbetrag in den Aufbau der neuen Batterie-Recyclingfabrik investiert.
„Um Batterien ressourcenschonend und nachhaltig zu produzieren, braucht es auch Recycling. Kreislaufwirtschaft ist ein Wachstumsmotor und gleichzeitig wesentlicher Baustein zur Erreichung unserer Klimaziele! Ich gratuliere Mercedes-Benz zu Mut und Weitsicht bei dieser Investition in Kuppenheim. Deutschland bleibt ein Leitmarkt für neue und innovative Technologien“, so Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich der Eröffnung.
„Als Pionier des Automobilbaus legen wir mit Europas erster integrierten mechanisch-hydrometallurgischen Batterie-Recyclingfabrik einen Meilenstein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit bei Rohstoffen. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft setzen wir ein starkes Zeichen der Innovationskraft für eine nachhaltige Elektromobilität und Wertschöpfung in Deutschland und Europa“, so Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG, im Rahmen der Eröffnung.
„Für Baden-Württemberg als Automobilland ist das Thema Batterierecycling von großer Bedeutung. Eine ganzheitliche Wertschöpfungskette verringert Abhängigkeiten, erhöht die Resilienz in Krisenzeiten und kann Schwankungen bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen ausgleichen. Mercedes-Benz ist hier Vorreiter“, ergänzt Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker.
Wichtiger Beitrag zur Skalierung der Batterierecycling-Wirtschaft in Deutschland
Mercedes-Benz kooperiert für die neue Batterie-Recyclingfabrik mit dem Technologiepartner Primobius, einem Joint-Venture des deutschen Unternehmens für Anlagen- und Maschinenbau SMS Group und des australischen Prozesstechnologieentwicklers Neometals. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts mit drei deutschen Hochschulen wird die Anlage vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Das Projekt betrachtet die gesamte Prozesskette des Recyclings inklusive Logistik- und Reintegrationskonzepten. Die Partner wollen damit einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Skalierung der Batterierecycling-Wirtschaft in Deutschland leisten.
Integriertes mechanisch-hydrometallurgisches Recyclingkonzept
Die Mercedes-Benz Batterie-Recyclingfabrik deckt nach Angaben des Automobilkonzerns erstmalig in Europa alle Schritte von der Zerkleinerung der Batteriemodule bis hin zur Trocknung und Aufbereitung der batterie-aktiven Wertstoffe ab.
Während das mechanische Verfahren in einem komplexen, mehrstufigen Prozess Kunststoffe, Kupfer, Aluminium und Eisen sortenrein sortiert, widmet sich das nachgelagerte hydrometallurgische Verfahren der sogenannten schwarzen Masse. Das sind die aktiven Materialien, aus denen die Elektroden der Batteriezellen bestehen. In einem mehrstufigen chemischen Prozess werden die wertvollen Metalle Kobalt, Nickel und Lithium einzeln extrahiert. Diese Rezyklate haben nach Angaben von Mercedes Benz Batteriequalität und sind damit für die Herstellung neuer Batteriezellen geeignet.
Das hydrometallurgische Verfahren ist laut Mercedes-Benz, anders als die heute in Europa etablierte Pyrometallurgie, weniger energieintensiv und erzeugt geringere Abfallmengen. Es arbeitet mit niedrigen Prozesstemperaturen von bis zu 80 Grad Celsius und verbraucht deshalb weniger Energie.
Die Mercedes-Benz Batterie-Recyclingfabrik in Kuppenheim hat eine Jahreskapazität von 2.500 Tonnen. Die wiedergewonnenen Wertstoffe fließen in die Produktion von mehr als 50.000 Batteriemodulen für neue vollelektrische Mercedes-Benz Modelle ein. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse könnte mittel- bis langfristig eine Skalierung der Produktionsvolumina erfolgen.
Ganzheitlicher Ansatz der Batteriewertschöpfung bei Mercedes-Benz
Mercedes-Benz verfolgt mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft von Batteriesystemen einen ganzheitlichen Ansatz und betrachtet dabei drei Kernthemen: zirkuläres Design, Werterhaltung und das Schließen des Wertstoffkreislaufs. Mit dem Ansatz „Design for Circularity“ berücksichtigt das Unternehmen von Anfang an die gesamte Wertschöpfungskette der Batterietechnologie. Im 2024 eröffneten Mercedes-Benz eCampus in Stuttgart-Untertürkheim fließt der Kreislaufgedanke bereits bei der Entwicklung neuer Batteriezellen ein.
Für alle elektrischen Fahrzeuge bietet das Unternehmen aufbereitete Batterien als Ersatzteil an, um dem Gedanken eines geschlossenen Wirtschaftskreislaufs gerecht zu werden und Ressourcen zu schonen. Darüber hinaus wurde mit dem Tochterunternehmen Mercedes-Benz Energy ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit stationären Großspeicheranwendungen etabliert. Batterien, die nicht mehr im Fahrzeug einsetzbar sind, lassen sich in einem Second-Life-Speicher weiter nutzen.
© IWR, 2024
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