Bosch beschleunigt Wasserstoff-Offensive und drückt aufs Tempo
Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen richtet sich der Bosch-Konzern auf die Wasserstofftechnologie aus. Die gesamte Palette der Wasserstoff-Aktivitäten stellt Bosch auf der diesjährigen Hannover Messe vom 30. Mai bis 2. Juni 2022 vor.
Industrie: Technik für CO2-neutrale Produktion – Wasserstoffkreislauf in Homburg
Rund 90 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs von Bosch entfallen auf die Produktion. Hier setzt das Unternehmen an: „Homburg als Industrie 4.0-Leitwerk übernimmt in unserem internationalen Fertigungsverbund eine Vorreiterrolle. Wir reduzieren vor Ort konsequent den Verbrauch an Energie, von der wir so viel wie möglich regenerativ gewinnen. An beiden Stellschrauben müssen wir drehen“, erklärt Najork, zuständig für Industrietechnik und Fertigungschef des Unternehmens.
Wasserstoff-Tankstellen: Bosch und Maximator kooperieren
Bosch Rexroth und Maximator Hydrogen haben eine Lösung zur Kompression von Wasserstoff für Tankstellen, Speicher und Pipelines entwickelt, die auch im Werk in Homburg erprobt werden soll. Bis 2030 wollen Bosch Rexroth und Maximator Hydrogen die Technik für 4 000 Wasserstofftankstellen bereitstellen. Jede dritte Wasserstofftankstelle weltweit soll dann über Bosch-Komponenten verfügen, teilte das Unternehmen mit. Antriebseinheiten von aktuell 75 bis 250 Kilowatt stellt das Unternehmen zur Verfügung.
Brennstoffzellen zur Versorgungssicherheit
Eine Herausforderung stellt bei steigendem Energiebedarf die Absicherung der schwankenden Verfügbarkeit erneuerbarer Energien dar. Auf dem Gebiet der dezentralen Stromproduktion will Bosch stationäre Festoxidbrennstoffzellen anbieten. Diese dezentralen „Kleinkraftwerke“ für Gewerbe und Industrie werden flexibel am Ort des Verbrauchs eingesetzt.
Bei der Telekom-Tochter Power & Air Solutions trägt Brennstoffzellentechnik von Bosch erstmalig zur Energieversorgung eines Rechenzentrums bei. Gemeinsam mit dem chinesischen Autozulieferer Weichai und dem Technologie-Partner Ceres Power plant Bosch, Festoxidbrennstoffzellen im chinesischen Markt einzuführen.
Mit der Serienfertigung stationärer Brennstoffzellen will Bosch 2024 starten. Angesiedelt werden soll die Produktion an den Bosch-Standorten Bamberg, Homburg und Wernau.
Wasserstoff-Herstellung: Bosch steigt in Elektrolysegeschäft ein
Bosch will zukünftig auch auf dem Gebiet der Herstellung von Wasserstoff mitmischen. Das Unternehmen plant, in die Entwicklung von Komponenten für Elektrolyseure einzusteigen. In diesen Anlagen wird in einer chemischen Reaktion Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff umgewandelt. Stammt der eingesetzte Strom aus erneuerbaren Energien, ist das Endprodukt „grüner Wasserstoff“.
Bis Ende des Jahrzehnts plant Bosch, bis zu 500 Millionen Euro in die Industrialisierung und Vermarktung der Stacks zu investieren, dem Kernstück der H2-Elektrolyse. Kombiniert mit Leistungselektronik, Sensoren und Steuergeräten, entstehen sogenannte „Smart Modules“, die für unterschiedliche Leistungsstärken, Größen und Anwendungen ausgelegt sind und sich über eine Cloud vernetzen und warten lassen. 2025 sollen die „Smart Modules“ auf den Markt kommen. Erste Pilotanlagen werden voraussichtlich kommendes Jahr mit Modulen ausgestattet, so Bosch.
Wasserstoff-Projekte: Bosch gründet Projekthaus
Bosch versteht sich als aktiver Partner beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Die Erfahrungen und Kompetenzen bei Industrialisierung und Digitalisierung von nachhaltigen Technologien will das Unternehmen an Partner und Kunden weitergeben. Dafür hat Bosch eine Einheit gegründet, die grüne Wasserstoffprojekte initiiert, entwickelt und unterschiedliche Akteure zusammenbringt. Eines der ersten Wasserstoffvorhaben, an dem sich das neue Projekthaus beteiligt: H2Giga. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt will leistungsfähige, langlebige und skalierbare Elektrolyseure konzipieren – inklusive digitaler Zwillinge, die Prozessschritte bei Produktion, Inbetriebnahme und Wartung simulieren.
© IWR, 2022
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