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Neues Atomkraftwerk Hinkley Point C - Strom kostet zum Start über 15 Cent pro Kilowattstunde

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Münster – Der Bau des neuen britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C verzögert sich bereits um mehrere Jahre und wird auch deutlich teurer als geplant. Aber nicht nur die Baukosten selbst steigen um viele Milliarden Euro über den angesetzten Plankosten, auch die Stromkosten aus dem neuen Kernkraftwerk werden bereits zum Start deutlich über der Marke von 15 ct/kWh liegen, Tendenz weiter steigend.

Grund für die Kostensteigerungen beim Atomstrom ist die Contract for Difference (CfD) - Vereinbarung zwischen der britischen Regierung und dem französischen AKW-Hersteller EDF, der Bauherr und Betreiber des Atomkraftwerks mit einer Gesamtleistung von rd. 3.280 MW ist. Wegen der Kopplung der staatlich garantierten Strompreisvergütung für den Atomstrom an die britische Inflationsrate ist bereits absehbar, dass die Preisentwicklung in Zukunft nur eine Richtung kennt, nach oben.

Atomkraftwerk Hinkley Point C: Preis für Atomstrom steigt und steigt, Mehrkosten zahlen britische Stromkunden
Die Contract for Difference (CfD) – Vereinbarung basiert in diesem Fall darauf, dass ein staatlich garantierter Preis für den Atomstrom an EDF gezahlt wird, der an die Inflationsrate gekoppelt ist. Unter der Annahme, dass negative Inflationsraten unwahrscheinlich sind, kennt der Preis für den Atomstrom im Regelfall nur eine Richtung, nach oben. Laut dem britischen CfD-Register liegt der ursprüngliche Startpreis (Initial Strike Price) bei 89,50 £ /MWh, d.h. 10,3 ct/kWh für den Atomstrom. Aufgrund der Preissteigerungen in Großbritannien erreicht die staatlich garantierte Atomstrom-Vergütung aus Hinkley Point C mittlerweile schon gesichert mindestens 128,09 £ /MWh, das sind aktuell 14,8 ct/kWh (CfD Register, Stand v. 01. September 2023), so das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster.

„Die Kosten für den erzeugten Strom aus dem neuen britischen Atomkraftwerk Hinkley Point C werden zum geplanten Start deutlich über 15 ct/kWh und damit weit über dem Markt-Strompreis liegen“, so IWR-Chef Dr. Norbert Allnoch in Münster.
Diese Preisentwicklung ergibt sich daraus, dass der AKW-Block C 1 (1.640 MW) frühestens am 01.06.2027 am Netz ist, Block C2 (1.640 MW) soll zum 01.06.2028 folgen. Allein unter der Annahme einer britischen Jahres-Inflationsrate von 3 Prozent und ohne weitere Bauverzögerungen bis 2027 würde der Preis für den erzeugten Atomstrom aus Hinkley Point C zum AKW-Starttermin bereits auf 16,7 ct/kWh steigen.

CfD-Modell: Teurer Atomstrom für britische Stromverbraucher
Der jährlich dynamisch steigende garantierten Preis für den Atomstrom wird für die britischen Stromkunden umso teurer, je höher die britische Inflationsrate und je niedriger der tatsächliche Strom-Marktpreis ist. Liegt beispielsweise der Großhandels-Strompreis im Jahr 2027 – wie die Future-Märkte derzeit bereits anzeigen - bei rd. 8 ct/kWh, dann müssen die britischen Stromkunden die Differenz zwischen diesem Marktpreis an der Strombörse und dem dann gültigen garantieren Preis für den Atomstrom zahlen. Damit wäre der britische Atomstrom aus Hinkley Point C etwa doppelt so teuer wie der Marktpreis 2027. Nur für den Fall, dass die Markt-Strompreise über dem britischen Garantiepreis für den Atomstrom liegen, müsste EDF die Differenz an die Stromkunden zurückgeben.

Hinkley Point C: Chinesische CGN beteiligt sich wohl nicht an Kostenüberschreitungen
Neben den Stromkosten drohen auch die Baukosten für das Atomprojekt Hinkley Point C aus dem Ruder zu laufen. Der chinesische Partner von EDF, die China General Nuclear Power Group (CGN), hat bisher 33,5 Prozent der ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von 18 Mrd. Pfund getragen, für die restlichen Kosten ist allein der französische Energieversorger EDF verantwortlich.

Nun hat CGN nach Zahlung des vertraglichen Anteils offenbar die Zahlungen eingestellt, so dass EDF die Finanzierung der weiteren Mehrkosten anderweitig sicherstellen muss. Nach den jüngsten Schätzungen belaufen sich die Kosten auf knapp 33 Mrd. Pfund. Die britische Regierung will anscheinend nicht einspringen, so dass sich der hochverschuldete Energieversorger EDF neue Investoren für die Finanzierung des Reaktorbaus suchen muss.

© IWR, 2023


22.12.2023

 



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