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SMR-Entwickler NuScale kündigt Personalabbau nach Stornierung von Mini-Atomkraftwerken an

© NuScale Power Corporation© NuScale Power Corporation

Portland – Die NuScale Corporation, US-Entwickler von kleinen modularen Atomkraftwerken (SMR), versucht nach dem geplatzten Vorzeige-Projekt in Idaho und dem Rückzug des Projektpartners Uta Associated Municipal Power Systems (UAMPS) eine Neuausrichtung. NuScale will nun vorrangig Schritte zum Übergang von der Forschung und Entwicklung hin zur Kommerzialisierung von Mini-Atomkraftwerken einleiten, teilte das Unternehmen mit.

Die NuScale Power Corporation hat einen SMR entwickelt, dessen Design von der U.S. Nuclear Regulatory Commission - als erster und bisher einziger SMR - zertifiziert wurde. Zwar liegt ein Design vor, einen operativen Vorzeige-SMR-Reaktor bzw. Prototypen gibt es jedoch noch nicht. Das soll sich mit dem vorgestellten Umstrukturierungsplan nun allerdings ändern.

Kostensenkungsprogramm: 28 Prozent der Mitarbeitenden von NuScale Power müssen gehen
Am 5. Januar 2024 kündigte NuScale Power Corporation einen Umstrukturierungsplan an, der eine Reduzierung der aktuellen Belegschaft des Unternehmens um 154 Vollzeitmitarbeitende vorsieht. Das entspricht etwa 28 Prozent der Vollzeitmitarbeitenden, teilte NuScale mit. Der Plan wurde verabschiedet, um die Kosten des Unternehmens zu reduzieren und die Ressourcen auf wichtige strategische Bereiche zu konzentrieren, so NuScale im Rahmen einer SEC-Mitteilung. Das Unternehmen wird danach im ersten Quartal 2024 im Zusammenhang mit dem Plan eine Belastung in Höhe von etwa 3 Mio. US-Dollar verzeichnen. Pikant: NuScale hat gleichzeitig mitgeteilt, dass Julie Adelman, Hauptbuchhalterin von NuScale, mit Wirkung zum 5. Januar 2024 im Rahmen des genannten Plans vom Unternehmen entlassen wurde.

NuScale erwartet, dass die strategischen Maßnahmen zu jährlichen Einsparungen in Höhe von 50-60 Mio. US-Dollar führen. John Hopkins, Präsident und Chief Executive Officer von NuScale: „Wir investieren weiterhin in unsere Zukunft, einschließlich der Arbeiten, die für den kurzfristigen Einsatz unserer SMR-Kraftwerke erforderlich sind, die von unseren 77 MWe NuScale Power Modules angetrieben werden.“

Kosten- und Finanzierungsprobleme: Ausstieg von Uta Associated Municipal Power Systems (UAMPS) belastet
Eigentlich sollte die Umsetzung des Carbon Free Power Projects (CFPP) in Idaho das kommerzielle SMR-Vorzeigeprojekt von NuScale werden. Geplant waren 6 kleine Atomkraftwerke mit je 77 MW zum Preis von knapp über 1,5 Mrd. USD für jeden SMR-Reaktor. Die SMR-Gesamtleistung in Höhe von 462 MW sollte zum Gesamtpreis von 9,3 Mrd. USD geliefert werden, nachdem zunächst 5,3 Mrd. USD veranschlagt wurden. Zum Vergleich: Zwei SMR-Reaktoren mit zusammen 154 MW kosten (Stückpreis 1,5 Mrd. USD) demzufolge rd. 3 Mrd. USD, ein 150 MW-Gaskraftwerk kostet dagegen nur rd. 160 Mio. USD.

Am 08.11.2023 haben sich dann Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) und NuScale auf die Beendigung des geplanten Carbon Free Power Projects (CFPP) geeinigt. Grund sind die genannten Kostenexplosionen, aber auch Finanzierungsprobleme. So konnten letztendlich nicht genügend private Investoren für das SMR-Projekt in den USA gefunden werden, vor allem nach der inflationsinduzierten Kostenexplosion für den Atomstrom. Laut dem Institute for Energy Economics and Financial Analysis lag der Zielpreis für den Atomstrom aus den SMR-Reaktoren Mitte 2021 noch bei 58 USD/MWh (5,8 ct/kWh), 2022 erreicht der Preis bereits 89 USD/MWh. Das Institut weist allerdings darauf hin, dass der Preis deutlich höher erwartet wird, wenn die SMR einmal fertig gestellt sind.

Analyse von Iceberg Research und eine Wertpapier-Klage belasten NuScale zusätzlich
Neben dem Carbon Free Power Projects (CFPP), das NuScale zusammen mit Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) umsetzen wollte, hat der SMR-Entwickler noch einen Vertrag über 1.848 MW Leistung zu einem Preis von 37 Mrd. USD. In einer am 19.10.2023 veröffentlichten Analyse von Iceberg Research gehen die Analysten jedoch davon aus, dass angesichts der gigantischen finanziellen Verpflichtungen keine Chance bestehe, dass dieser Vertrag ausgeführt wird.

In der Folge hat Block & Leviton LLP, eine US-Wertpapierkanzlei, bekannt gegeben, dass sie im Namen von Aktionären eine Sammelklage gegen NuScale Power Corporation und einige seiner Führungskräfte wegen Wertpapierbetrugs eingereicht hat. In der Klageschrift von Block & Leviton wird vorgetragen, dass die Beklagten während des gesamten Sammelklagezeitraums wesentlich falsche und/oder irreführende Angaben gemacht und es versäumt haben, wesentliche negative Fakten über das Geschäft, den Betrieb und die Aussichten des Unternehmens offenzulegen.

NuScale Power Corporation daraufhin eine Erklärung veröffentlicht, ohne Iceberg Research direkt zu nennen. Die laut NuScale ungenaue und irreführende „Forschung“ sei gespickt mit spekulativen Aussagen ohne tatsächliche Grundlage und zeige ein begrenztes Verständnis von kleinen modularen Kernreaktoren (SMRs) und der Kernenergieindustrie, so die Kritik.

© IWR, 2024


11.01.2024

 



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