Forschungsprojekt: Wiedervernässung von Mooren und Moor-Photovoltaik können Emissionen reduzieren
Seit Anfang 2023 fördert die Bundesregierung die Errichtung von Solaranlagen auf ehemals für die Landwirtschaft trockengelegten Moorflächen, wenn diese dabei dauerhaft wiedervernässt werden. Das Konzept ist noch vergleichsweise neu und so besteht erheblicher Erprobungs- und Forschungsbedarf, um die Machbarkeit und die Auswirkungen beurteilen zu können. In Deutschland ist bisher nur eine PV-Anlage in einem wiedervernässtem Moorbereich bekannt. Außerhalb Deutschlands sind keine solchen PV-Projekte bekannt. Ein Forschungsprojekt unter Beteiligung der Universitäten Greifswald und Hohenheim, dem Johann Heinrich von Thünen-Institut sowie Fraunhofer ISE soll dazu beitragen, offene Fragen zu beantworten.
Moor Power: Machbarkeit von PV-Anlagen auf Moorböden bei Wiedervernässung wird analysiert
Kann Photovoltaik auf wiedervernässtem Moorboden die Flächennutzungskonkurrenz in Deutschland verringern und die Wiedervernässung für landwirtschaftliche Betriebe attraktiver machen? Diese Frage wollen Forscher der Universitäten Greifswald und Hohenheim gemeinsam mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut und dem Fraunhofer ISE beantworten. Im Projekt „MoorPower“ soll die grundsätzliche Machbarkeit von Photovoltaikanlagen auf Moorböden bei gleichzeitiger Wiedervernässung untersucht werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür sieben Millionen Euro für eine Projektdauer von dreieinhalb Jahren zur Verfügung.
Naturschutzfachlich wertvolle Moore und Moorböden in Schutzgebieten sind ausgenommen
Moor-Photovoltaik (Moor-PV) bezeichnet die gleichzeitige Nutzung wiedervernässter Moorböden sowohl für den Klimaschutz als auch für die Photovoltaik-Stromerzeugung. Diese Stromproduktion stellt für landwirtschaftliche Betriebe eine zusätzliche Einnahmequelle dar und könnte somit einen Anreiz für mehr Wiedervernässung in Deutschland schaffen. Ziel des Projekts „MoorPower“ ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von Moor-PV zu entwickeln.
„Die parallele Planung der Photovoltaik-Anlage und der Wiedervernässung ist absolutes Neuland. Im Rahmen des Projektes möchten wir durch die konkrete Implementierung, die beste Herangehensweise für Moor-PV-Anlagen erproben“, erklärt Agnes Wilke, Projektleiterin für Moor-Photovoltaik am Fraunhofer ISE.
Kern des Projekts ist die Forschung an Moor-PV auf verschiedenen Maßstabsebenen: Auf einer Experimentalfläche in Mecklenburg-Vorpommern bauen die Forschenden auf insgesamt sechs Hektar Anlagen-Designs auf einem noch landwirtschaftlich genutzten Niedermoor mit unterschiedlichen Aufständerungshöhen, Solarmodultypen und Fundamenten. Jede PV-Anlagenvariation soll dann in Kombination mit drei unterschiedlichen Bedingungen der Wiedervernässung, sprich mit drei unterschiedlichen Wasserständen, insbesondere auf ökologische Fragestellungen hin untersucht werden.
Zusätzlich werden auf einer Materialtestfläche in Baden-Württemberg verschiedene Materialien, Beschichtungen und Fundamentmethoden für die speziellen PV-Anlagen auf kleiner Fläche getestet. Auch die Auswirkungen der Beschattung durch die Anlagen auf moortypische Pflanzen werden in Topfversuchen analysiert. Auf einer rund 200 Hektar großen Fläche mit Photovoltaikanlagen auf Moor in Niedersachsen untersuchen die Wissenschaftler die großflächigen Prozesse, wie etwa die Treibhausgasbilanz auf Landschaftsebene.
Das interdisziplinäre Konsortium umfasst Experten aus verschiedenen Fachbereichen, darunter Photovoltaik, Ökonomie, Jura sowie ein breites Spektrum der Ökologie, von Hydrologie über Biodiversität und Pflanzenwachstum bis hin zu Treibhausgasen. Zudem wird im Projekt die Möglichkeit einer zusätzlichen landwirtschaftlichen Nutzung durch Paludikultur untersucht.
Entwässerte Moorböden verantwortlich für 7 Prozent der Emissionen in Deutschland
Aktuell sind rund 70 Prozent aller Moore in Deutschland für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt und tragen dadurch jährlich zu etwa 44 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft bei. Insgesamt stammen sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands von entwässerten Moorböden. Moore sind vor allem in der norddeutschen Tiefebene und im Alpenvorland verbreitet. Um Deutschlands Klimaziele zu erreichen, müssten mindestens 50.000 Hektar Moorfläche pro Jahr wiedervernässt werden.
„Wichtig ist, für die Doppelnutzung aus Kohlenstoffspeicherung im Torf und Produktion erneuerbarer Energie per Photovoltaik nur entwässerte und stark degradierte Moorflächen zu erschließen, also die derzeit landwirtschaftlich genutzten Moorböden. Es muss verhindert werden, dass Moorböden für die Installation von Photovoltaikanlagen genutzt werden, ohne dass diese auch wiedervernässt werden; denn dann würden die Treibhausgasemissionen aus den Moorböden kontinuierlich weitergehen“, so Prof. Dr. Jürgen Kreyling von der Universität Greifswald über das Projekt.
© IWR, 2025
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