Brennelemente im AKW Brokdorf rosten schneller als gedacht
Seit Anfang Februar ist das Atomkraftwerk (AKW) Brokdorf zur Jahresrevision und zum Brennelementewechsel abgeschaltet. An einzelnen Brennelementen wurde nun eine auffällig dicke Oxidschicht festgestellt. Der Stillstand wurde nun zunächst bis zum 3. März verlängert.
Brennelemente überschreiten Grenzwerte um Jahre zu früh
Beim planmäßigen Wechsel der Brennelemente im AKW Brokdorf wurde eine überhöhte Oxidschichtdicke an den Brennelementen gemessen. Der Grenzwert von 100 Mikrometern war an mehreren Brennstäben erreicht oder überschritten, punktuell wurde sogar eine Oxidschicht von 152 Mikrometer gemessen. Das ist besonders deshalb auffällig, da die Brennelemente erst seit zwei Zyklen (etwa zwei Jahre) im Einsatz waren und der letzte Zyklus eher kurz war. Die Einsatzdauer eines Brennelementes liegt normalerweise bei bis zu fünf Zyklen.
Die Oxidschicht an den Brennstäben entsteht durch Reaktionen des im Kühlwasser enthaltenen Sauerstoffes mit der heißen Metalloberfläche des Brennstabhüllrohres. Wird diese Schicht zu dick, wird das Hüllrohr unzulässig geschwächt und die Wärmeübertragung beeinflusst. Ab einer Schichtdicke von 160 Mikrometer ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Integritätsverlust des Hüllrohres kommt, das Rohr also nicht mehr vollständig dicht ist.
Energieminister Habeck: Reaktor bleibt vorerst abgeschaltet
„Im Augenblick sind damit die zentralen Annahmen, wie Brennstäbe sich im Kern des Reaktors bei laufendem Betrieb verhalten, in Frage gestellt“, erläutert Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen), der für die Reaktorsicherheit zuständige Umweltminister von Schleswig-Holstein. „Erst, wenn die Ursache geklärt und ausgeschlossen ist, dass sich das Problem an anderen Brennstäben wiederholt, kommt ein Wiederanfahren des Kernkraftwerks in Betracht“. Welche weiteren Konsequenzen sich noch ergeben, hängt von den weiteren Untersuchungsergebnissen ab.
Grüne wollen Brokdorf zwei Jahre früher stilllegen
Neben den technischen Problemen schlägt dem AKW auch verstärkt politischer Gegenwind entgegen. Kraftwerksbetreiber Eon muss dringend Reststrommengen von anderen Reaktoren nach Brokdorf übertragen. Ansonsten müsste der Reaktor voraussichtlich Ende 2019 abgeschaltet werden muss, wie der Zeitungsverlag shz berichtet. Energieminister Habeck fordert nun gemeinsam mit der energiepolitischen Sprecherin der Grünen auf Bundesebene Julia Verlinden laut shz, die Übertragung von Reststrommengen zu unterbinden. Es sei absurd, dass der Bund einerseits den Ausbau der Windenergie im Norden wegen Netzengpässen bremst, andererseits die zusätzliche Erzeugung von Atomstrom in Brokdorf zulässt, so Verlinden. Brokdorf muss nach dem beschleunigten Atomausstieg von 2011 spätestens 2021 angeschaltet werden.
© IWR, 2017
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