Kohleausstieg: Bundesnetzagentur gibt Ergebnisse der zweiten Ausschreibung bekannt
In Deutschland wird die Energiewende und damit der Ausstieg aus der Kohle und der Atomenergie immer sichtbarer. Ende 2021 gehen in Deutschland weitere konventionelle Kraftwerke mit rd. 6.700 MW Leistung vom Netz. Auch für die Nachnutzung der Standorte gibt es teilweise schon konkrete Pläne.
Steinkohle-Ausstieg: Ergebnisse der zweiten Ausschreibungs-Runde
In Deutschland dürfen ab dem 08. Dezember 2021 zwei große Kohlekraftwerke (Uniper und EPH) und ein kleines Braunkohle-Kraftwerk (67 MW) von EPH mit einer Gesamtleistung von rd. 1.514 MW keine Kohle mehr verfeuern. Dies hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) heute (01.04.2021) auf der Basis der zweiten Ausschreibungsrunde nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) bekannt gegeben. Die Ausschreibungen sollen dazu beitragen, die Kohleverstromung durch Steinkohleanlagen und Braunkohle-Kleinanlagen zu reduzieren. Der niedrigste Gebotswert für die Stilllegung lag bei 0 Euro/MW, der höchste Gebotswert, der einen Zuschlag erhalten hat, bei 59.000 Euro/MW. Die Zuschläge lagen damit deutlich unter dem Höchstpreis-Niveau von 155.000 Euro/MW, teilte die BNetzA mit.
Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) prüfen nun, ob die bezuschlagten Anlagen systemrelevant sind. In diesem Fall steht eine solche Anlage nur als Netzreserve für den Notfall zur Verfügung, darf aber keinen Strom am Strommarkt verkaufen.
Nachnutzung für Kohlekraftwerks-Standorte: Wasserstoff im Fokus
Das 1976 in Betrieb genommene Uniper-Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven (757 MW) hat einen Zuschlag für die Abschaltung erhalten. Doch auch nach dem Ende der Kohleverstromung soll Wilhelmshaven ein Energie-Hub bleiben, so Uniper. Derzeit wird eine umfassende Wasserstoff-Infrastruktur aufgebaut. In Kooperation mit den Unternehmen Rhenus und Salzgitter ist eine Anlage zur Direktreduktion bei der Herstellung von Eisenerz mit Hilfe von Wasserstoff geplant. Der nahe Hafen bietet die Möglichkeit zum Import von Wasserstoff oder anderen Gasen in großem Maßstab. Weitere Optionen bieten der Verbund mit dem benachbarten Druckluftspeicher Huntorf sowie die Anbindung an Gasspeicheranlagen.
Das niedersächsische EPH-Kraftwerk Mehrum (KWM) mit einer Leistung von 690 MW aus dem Jahr 1979 hat ebenfalls einen Zuschlag erhalten. Auch hier deutet vieles auf eine Nachnutzung als Wasserstoff-Standort hin. So hat das Kraftwerk Mehrum mit 12 regionalen Partnern das Projekt „H2Mehrum“ ins Leben gerufen. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie werden bis Sommer 2021 erwartet.
Braunkohle: Ausstiegsplan in der Umsetzung
Der Ausstieg aus der Braunkohle in Deutschland ist bereits seit 2016 im Gange. Zwischen 2016 und Ende 2019 sind Braunkohle-Kraftwerke mit einer Leistung von 2.852 MW vorläufig stillgelegt und in die bezahlte Sicherheitsbereitschaft geschickt worden. Diese Sicherheitsbereitschaft für Notfälle endet 2023. In der aktuellen Phase (2020 – 2022) sind von der Abschaltung ausschließlich RWE-Braunkohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von rd. 2.700 MW (Standorte Neurath, Niederaußem, Weisweiler) sowie die Brikettierung in Frechen (120 MW) betroffen. Die auf das laufende Jahr 2021 entfallende Braunkohle-Abschaltleistung beträgt rd. 900 MW. Die nächste Abschaltphase für große Braunkohlekraftwerke in Deutschland betrifft erst wieder die Jahre zwischen 2025 und Ende 2029 mit einer Abschaltleistung von 5.700 MW.
Atomkraftwerke: Drei AKW werden Ende 2021 in Deutschland abgeschaltet
Der Atomausstieg in Deutschland neigt sich schon bald dem Ende zu. Ende 2021 sind drei weitere Atomkraftwerke endgültig vom Netz, das sind die Atomkraftwerke Grohnde (1.430 MW), Gundremmingen C (1.344 MW) und Brokdorf (1.480 MW). Insgesamt werden Ende 2021 Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 4.254 MW stillgelegt. Im Jahr 2022 wird dann mit der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke Neckarwestheim 2 (1.400 MW), Isar II (1.485 MW) und Brokdorf (1.480 MW) die Nutzung der Atomenergie in Deutschland beendet.
© IWR, 2021
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