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Frankreich: Neue Atomkraftwerke noch in Planung – Neue Offshore-Windparks schon in Betrieb

© Flamanville, ASN Mickael Clemenceau © Flamanville, ASN Mickael Clemenceau

Münster – Frankreich hält trotz des massiven Ausfalls von Atomkraftwerken im Jahr 2022 an der Atomenergie fest. Während der Bau der neuen Atomkraftwerke allerdings noch in der Planungsphase steckt, werden in Frankreich eher still und leise weitere neue Offshore-Windparks an das Stromnetz angeschlossen.

Frankreich hatte angesichts seiner alternden AKW-Flotte mit 56 Atomkraftwerken öffentlichkeitswirksam den Bau von mindestens sechs neuen Atomkraftwerken angekündigt. In den nächsten 25 Jahren sollen allerdings auch 40 GW an Offshore Windkraftleistung errichtet werden. Während die Atomkraftwerke noch geplant werden, gehen 2023 neue Offshore Windparks nach relativ kurzer Bauzeit in Frankreich bereits in Betrieb und produzieren Strom.

Frankreich: EDF baut seit 16 Jahren am Atomkraftwerk Flamanville
Der Bau von Atomkraftwerken ist bekanntlich kosten- und zeitintensiv. Aktuell befindet sich in Frankreich mit dem Atomkraftwerk Flamanville (1.650 MW Leistung) ein einziges AKW im Bau. Der EPR-Reaktor wird seit 2007 gebaut und sollte ursprünglich im Jahr 2012 fertiggestellt werden. Der zuletzt genannte Termin für die Inbetriebnahme von EDF ist das erste Quartal 2024.

Allerdings könnte es sein, dass das AKW nicht lange in Betrieb ist, denn die Behörde für nukleare Sicherheit (Autorité de Sûreté Nucléaire, ASN) fordert, den Deckel des Reaktorbehälters bis Ende 2024 gleich wieder auszutauschen. Die EDF-Tochter Framatome hatte ASN daraufhin gebeten, den Austausch zu verschieben, sodass der Wechsel mit dem ersten Brennelementewechsel zusammenfällt. Wann eine kontinuierliche Stromerzeugung des Kernkraftwerks möglich sein wird, ist derzeit nicht absehbar.

Französische Regierung beschleunigt AKW-Planung – EDF baut drei EPR-Reaktorpaare nacheinander
EDF hat im Rahmen der Umsetzung und des Baus von sechs neuen Atomkraftwerken am 29.06.2023 vorgeschlagen, drei EPR2-Reaktorpaare zu bauen - allerdings nicht zeitgleich, sondern nacheinander - und zwar an den Standorten Penly, Gravelines (Hauts de France) und in der Region Auvergne Rhône-Alpes in Bugey oder Tricastin.

Favorisiert wird ein erstes EPR2-Reaktorpaar am Standort Penly in der Normandie. Am 29. Juni 2023 hat der EDF-Verwaltungsrat die Antragsunterlagen für die Genehmigung beschlossen. Eigentlich folgt dann zunächst eine dreijährige Prüfungsphase (bis 2026) durch die Behörde für nukleare Sicherheit (ASN), doch so lange will man nicht warten. EDF soll es ermöglicht werden, ab Juni 2024 mit den Vorbereitungen für den Bau der ersten beiden Reaktoren zu beginnen.

Trotz der Planungsbeschleunigung wird das neue Reaktorpaar am AKW-Standort Penly allerdings nicht vor 2035 fertiggestellt sein. Neben dem Atomkraftwerk Flamanville (1.650 MW), dessen Inbetriebnahme für 2024 erwartet wird, ist schon heute erkennbar, dass bis 2035 zusammen mit den zwei neuen ERP2-AKW in Penly insgesamt nur drei neue Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rd. 5 GW (5.000 MW) in Betrieb gehen werden. Wie viele Alt-Kernkraftwerke aus der aktuellen AKW-Flotte (56 Atomkraftwerke) in der Zwischenzeit noch stillgelegt werden, bleibt abzuwarten.

Frankreich nimmt erste Offshore Windparks in Betrieb – deutlich schnelleres Bautempo
Frankreich setzt parallel zum AKW-Bau auch seine Offshore Pläne um. Bereits Ende 2022 hat EDF den ersten französischen Offshore Windpark vollständig in Betrieb genommen. Der Standort des Windparks Saint-Nazaire mit den 80 Haliade GE-Turbinen (je 6 MW) und einer Gesamtleistung von 480 MW liegt 12 bis 20 km vor der Küste der Halbinsel Guérande.

Im laufenden Jahr 2023 gehen mit Fécamp (Normandie) und Saint Brieuc (Bretagne) noch zwei weitere Offshore Windparks mit jeweils rd. 500 MW in Betrieb. Im Offshore Windpark Saint Brieuc werden 62 Turbinen (Siemens Gamesa) mit je 8 MW installiert (496 MW). Am 09. Juli 2023 wurde hier bereits der erste Offshore-Windstrom in das französische Stromnetz eingespeist.

Auch im Offshore Windpark Fécamp (Normandie) ist die erste Offshore Turbine am Netz und produziert seit dem Wochenende (15./16.07.2023) grünen Strom. Hier kommen 71 Offshore Turbinen mit je 7 MW von Siemens Gamesa zum Einsatz.

Ende 2023 steht Frankreich damit eine Offshore-Windkraftleistung in Höhe von knapp 1.500 MW zur Verfügung. Das entspricht etwa der Leistung eines AKW-Blocks am Standort Penly. Während die neuen Offshore-Windparks aber bereits 2023 Strom produzieren, wird das erste AKW in Penly frühestens ab 2035 die Stromerzeugung aufnehmen.

© IWR, 2023


19.07.2023

 



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