Chinesisches Staatsunternehmen CNNC liefert schlüsselfertiges Atomkraftwerk nach Argentinien
© Carem 25, Comisión Nacional de Energía Atómica, Argentine
Argentinien will die Beziehungen zu China vertiefen. Der jüngste Atomkraftwerks-Vertrag wurde im Vorfeld des Gesprächs zwischen dem argentinischen Präsidenten Alberto Fernández und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping anlässlich der Olympischen Spiele in Peking geschlossen. Argentinien setzt auf einen Milliarden-Investitionsplan mit China und vollzieht dafür eine Kehrtwende nach der anderen.
Chinas Staatsunternehmen liefert schlüsselfertiges Atomkraftwerk
Das chinesische Staatsunternehmen China National Nuclear Corporation (CNNC) und das argentinische Staatsunternehmen Nucleoeléctrica Argentina haben einen EPC-Vertrag (Engineering Purchase and Construction) über die Lieferung eines schlüsselfertigen chinesischen Atomkraftwerks vom Typ HPR-1000 abgeschlossen. Das berichtet die Buenos Aires Times. Das Atomkraftwerk mit einer Leistung von 1.200 MW soll am AKW-Standort Lima in Argentinien als Atucha-3 Kraftwerk gebaut werden. Die Bauarbeiten beginnen danach bereits Ende 2022.
Staatsgeschäfte: Atomkraftwerke als Spielball der Staatspolitik
Am Atomkraftwerks-Standort Lima plant der argentinische Staatskonzern einen dritten und vierten Kraftwerksblock bereits seit 2006. Zunächst sah es so aus als wenn der russische Staatskonzern Rosatom für den Bau des Atomkraftwerks Atucha-3 zum Zuge kommt. Präsident Wladimir Putin und Staatspräsidentin Christina Kirchner hatten bereits eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Dann die politische Kehrtwende, als die argentinische Regierung 2018 beschloss, den Bau der AKW Atucha-3 und Atucha-4 einzustellen. Jetzt die neuerliche Kehrtwende: der chinesische Staatskonzern China National Nuclear Corporation (CNNC) soll nun ein schlüsselfertiges Atomkraftwerk nach Argentinien liefern.
Hohe Staatsverschuldung: Argentinien bittet China um weitere 1,3 Milliarden Dollar
Argentinien gehörte einst zu den reichsten Ländern der Erde, doch das ist lange her. Seit den 1980iger Jahren taumelt das Land von einer Verschuldungskrise in die nächste. Da kommt das chinesische Angebot gerade recht. So war laut der Buenos Aires Times eines der Ziele des argentinischen Präsidenten Fernández bei seinen Gesprächen in China, „die chinesischen Behörden um eine Verlängerung eines bestehenden Abkommens um weitere 1,3 Milliarden US-Dollar zu bitten, um die Reserven der Zentralbank zu erhöhen.“
Dafür stehen die Aussichten offenbar für China nicht schlecht, dass die beiden Staaten weitere Projekte planen. Im Raum steht laut Buenos Aires Times ein Fünfjahres-Investitionsplan im Wert von anfänglich 35 Milliarden US-Dollar, der den Weg für den Beginn mehrerer großer Energie- und Infrastrukturprojekte ebnen würde, darunter zwei Wasserkraftwerke in der Provinz Santa Cruz, Néstor Kirchner und Jorge Cepernic (ehemals Cóndor Cliff und La Barrancosa).
Über die Nutzung der Atomenergie in Argentinien
Argentinien betreibt derzeit drei Atomkraftwerke mit einer Bruttoleistung von knapp 1.800 MW. Das älteste Atomkraftwerk Atucha-1 mit einer Leistung von 362 MW produziert seit 1974 Strom und ist damit fast 50 Jahre in Betrieb. Gebaut wurde es noch von der deutschen Kraftwerk Union (KWU), die bereits Ende der siebziger Jahre im Siemens-Konzern aufging.
Am Bau des Block Atucha-2 war die deutsche KWU ebenfalls beteiligt, nach Finanzierungsproblemen im Jahr 1994 wurde das AKW dann aber erst nach 33-jähriger Bauzeit im Jahr 2014 fertiggestellt. Um die Erweiterung der Blöcke 3 und 4 am AKW-Standort Lima gab es immer wieder politische Richtungswechsel.
Das dritte in Betrieb befindliche Atomkraftwerk Embalse in Argentinien mit einer Bruttoleistung von 656 MW steht in der Provinz Cordoba. Das Kernkraftwerk ist seit 1984 in Betrieb.
Seit 2011 baut der argentinische Staatskonzern Nucleoeléctrica Argentina zudem an einem in Argentinien selbst entwickelten Atomreaktor, dem Carem 25 (Central Argentina de Elementos Modulares). Dabei handelt es sich um einen SMR-Reaktor (Small Modul Reactor) mit einer Bruttoleistung von 29 MW. Dieses Atomkraftwerk made in Argentinien soll einmal ein Exportschlager werden.
Der ursprüngliche Zeitplan von drei Jahren Bauzeit für das AKW Carem kann allerdings nicht mehr eingehalten werden. Aufgrund verspäteter Zahlungen der Regierung und Designänderungen wurden die Arbeiten zwischenzeitlich eingestellt, im Juli 2021 wurde nun ein Vertrag zur Vollendung des Baus von Carem unterzeichnet. Einen geplanten Fertigstellungstermin für das AKW gibt es nach bereits 10 Jahren Bauzeit aber auch jetzt offenbar vorsichtshalber noch nicht.
© IWR, 2022
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