Weltweit mehr alte Atomkraftwerke 2019 stillgelegt - weniger Neuanlagen
Der globale Ausbau der Atomenergie setzte zeitgleich mit der Ölkrise in den 1970iger und 1980iger in vielen westlichen Ländern ein. Doch mittlerweile erreichen oder überschreiten immer mehr Atomkraftwerke die technische Betriebs-Altersgrenze von 40 Jahren und werden abgeschaltet. Das geht aus den Daten der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEA) hervor.
Alte Atomkraftanlagen 2019 weltweit mit über 5.983 MW Leistung stillgelegt
Nach IAEA-Angaben sind im Jahr 2019 weltweit neun Atomkraftwerke mit einer Leistung von 5.983 MW stillgelegt worden. In Russland wurde ein 11 MW-Atomkraftwerk (Bilbino 1) aus dem Jahr 1974 und damit nach rd. 45 Jahren Betriebszeit abgeschaltet, in Asien sind in Taiwan das 604 MW AKW Chinshan 2, in Japan das 529 MW AKW Genkai 2 (1981) und in Südkorea der 661 MW Block Wolsong 1 aus dem Jahr 1983 endgültig vom Netz gegangen.
Aus wirtschaftlichen Gründen ist zudem in den USA 2019 der Betrieb von zwei weiteren Atomkraftwerken eingestellt worden. Betroffen sind das 677 MW Atomkraftwerk Pilgrim 1 aus dem Jahr 1972 und der Block 1 des Atomkraftwerks Three Mile Island (819 MW) in Harrisburg. Auch in Europa ist die Zahl der Atomkraftwerke gesunken, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Ende 2019 wurde in Deutschland das Atomkraftwerk Philippsburg 2 mit 1.402 MW (1985) nach rd. 35 Jahren Betriebsjahren auf der Grundlage des Atomausstiegsbeschluss geschlossen, in der Schweiz sind aus wirtschaftlichen Gründen das Atomkraftwerk Mühleberg mit 373 MW (1972) und in Schweden das AKW Ringhals 2 (907 MW) aus dem Jahr 1975 endgültig stillgelegt worden.
Neue Atomkraftwerke 2019 in Russland und Asien
Im Jahr 2019 sind weltweit sechs neue Atomkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 5.178 MW ans Netz gegangen. In Russland gingen die zwei schwimmenden Atomkraftwerke Akademmik Lomonosov 1 und 2 mit jeweils 32 MW in Betrieb, zudem das 1.114 MW Atomkraftwerk Novovoronezh 2-2. In Asien sind drei AKW neu am Netz, der 1.340 MW Block Shin-Kori-4 in Südkorea und die chinesischen AKW Taishan-2 (1.660 MW) und Yangjang-6 (1.000 MW).
IWR: Das Geschäft mit Atomkraftanlagen – Staatsunternehmen unter sich
Das industrielle Geschäft mit Atomkraftanlagen teilen sich nach Einschätzung des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) mittlerweile fast nur noch einige wenige, global agierende Staatsunternehmen unter sich auf. Staaten mit einer exportorientierten Atomindustrie sind zudem fast immer auch selbst Atommacht. In Europa steht Frankreich mit seinen 58 in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken (weitere 12 AKW wurden bereits stillgelegt) bisher an der Spitze der AKW-Nutzung. Neben den bekannten französischen Alt-Atomkraftwerken Fessenheim 1 und 2 haben auch die vier AKW-Blöcke Bugey 2 bis 5 die Betriebszeit von 40 Jahren bereits erreicht.
„In den nächsten 10 Jahren erreichen die französischen Atomkraftwerke bis 2030 Schlag auf Schlag die technische Altersgrenze“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch. Bis auf den Bau des französischen AKW‘s in Flamanville, das nach etlichen Verzögerungen im Jahr 2022 nach dann 15 jähriger Bauzeit und 10 jähriger Verspätung sowie einer Kostensteigerung von 3,3 Mrd. auf zuletzt über 15 Mrd. Euro ans Netz gehen soll, ist kein weiterer Bau eines Ersatz-AKWs in Frankreich in Sicht. Allnoch: „Es bleibt ein gewisses Rätsel, wie Frankreich in Zukunft die Stromversorgung ohne Sicherheitsabschlag bei einem so alten Atomkraftwerks-Bestand garantieren will.“
Über die Daten der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEA)
Die vorliegende IWR-Auswertung basiert auf Daten der Internationalen Atomenergie Organisation IAEA. Die Leistungsangabe zu den Atomkraftwerken (Neubau und Stilllegung) ist die Netto-Leistung (Reference Unit Power). Die Angabe der Betriebsjahre bezieht sich auf den Start-Zeitpunkt des kommerziellen Betriebs, nicht auf den zeitlich davor liegenden Zeitpunkt des erstmaligen kritischen Zustands der Anlage.
© IWR, 2020
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