Forschungsverbund legt Bericht zu Potentialen, Risiken und Hürden der CO2-Speicherung unter der Nordsee vor
© Rita Erven, CDRmare, GEOMAR
Kiel - Neben der CO2-Substitution durch erneuerbare Energien und Energieeinsparmaßnahmen ist die CO2-Speicherung mittels CCS-Technologien ein Weg zur CO-Minimierung. Experten haben im Rahmen des Forschungsverbundes GEOSTOR jetzt einen umfassenden Überblick zu den Optionen der CO-Speicherung unter der Nordsee veröffentlicht.
Abgeschiedenes CO kann tief unter der deutschen Nordsee gespeichert werden. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten und möglicher Umweltrisiken sollte dort aber nur jene CO-Restmenge deponiert werden, deren Entstehung sich trotz konsequenter Klimapolitik nicht vermeiden lässt. Das ist die Kernaussage eines ausführlichen Zwischenberichtes, den der Forschungsverbund GEOSTOR nun vorgelegt hat.
Potenziale, Risiken, Hürden und Unsicherheiten für CCS unter der Nordsee
Die Wissenschaftler des Forschungsverbundes zur CO-Speicherung in Sandsteinformationen unter der deutschen Nordsee (GEOSTOR) präsentieren in dem neuen Zwischenbericht die Ergebnisse aus den ersten drei Jahren Forschung zu den Potenzialen und Risiken einer CO-Speicherung unter der deutschen Nordsee. Zudem zeigen sie auf, welche Hürden und Unsicherheiten noch beseitigt werden müssen, bevor CO im Nordsee-Untergrund verpresst werden kann. GEOSTOR ist Teil der Forschungsmission CDRmare der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM).
Die wesentlichen Herausforderungen bei der CO-Speicherung liegen nach Angaben des GEOSTOR-Koordinators Prof. Dr. Klaus Wallmann vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel aktuell darin, Vorkehrungen zu treffen, mit denen Leckagen aus dem Speichergestein vermieden werden können. Zudem gelte es, den Lärm bei Arbeiten wie der Speichererkundung und -überwachung zu minimieren sowie Lösungen für die absehbaren Nutzungskonflikte wie z.B. Windkraftanlagen zu finden und diese in der Meeresraumplanung zu berücksichtigen, so Wallmann. Außerdem muss der nationale Rechtsrahmen angepasst werden, um die CO2-Speicherung in der deutschen Nordsee seewärts der Küstengebiete zu ermöglichen. Entsprechende Pläne werden laut GEOMAR aktuell im Rahmen der Koalitionsgespräche in Berlin diskutiert.
Zwischenbericht liefert ausführliche Informationen zur geologischen CO-Speicherung
An dem Zwischenbericht haben insgesamt 36 Experten aus acht Forschungs- und Partnerinstitutionen des GEOSTOR-Verbundes mitgearbeitet. Ihr Ziel war es, die Forschungsmethoden und -ergebnisse aus dem Zeitraum 2021 bis 2024 für Fachleute, politisch Verantwortliche und interessierte Bürger aufzubereiten. „Die Idee, Kohlendioxid in großen Mengen unter der Nordsee zu speichern, wird in der deutschen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Umso wichtiger ist es für uns als Forschungsverbund, unsere Ergebnisse transparent und nachvollziehbar zu kommunizieren“, so Wallmann weiter.
Der Zwischenbericht umfasst 15 Kapitel, in denen die Autoren auf die verschiedenen Themenaspekte einer geologischen CO-Speicherung eingehen. Angefangen bei den statischen und dynamischen Speicherkapazitäten, über mögliche Risiken für die Meeresumwelt und Offshore-Windenergieanlagen bis hin zu neu entwickelten Überwachungssystemen, möglichen Kosten ausgewählter Speicherprojekte oder notwendigen Gesetzesänderungen. Thema sind dabei auch die absehbaren Konflikte, die es zu lösen gilt, wenn unter der schon jetzt intensiv genutzten Nordsee CO gespeichert werden soll.
Hintergrund zum Projekt CDRmare
CDRmare ist eine Forschungsmission der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) mit dem Langtitel „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“. Die Mission startete im Sommer 2021 mit sechs Forschungsverbünden, die aussichtsreiche Methoden der marinen CO-Entnahme und -Speicherung (Alkalinisierung, Ausweitung vegetationsreicher Küstenökosysteme, Künstlicher Auftrieb, CCS) hinsichtlich ihres Potenzials, ihrer Risiken und Wechselwirkungen untersuchen und in einem transdisziplinären Bewertungsrahmen zusammenführen. Im August 2024 ist CDRmare mit fünf Forschungsverbünden in die zweite dreijährige Projektphase (2024-2027) gestartet. Seit Beginn der zweiten Phase werden die Forschungsarbeiten durch die drei CDRmare-Ko-Vorsitzenden Prof. Andreas Oschlies (GEOMAR), Dr. Nadine Mengis (GEOMAR) und Prof. Alexander Proelß (Universität Hamburg). Gefördert wird CDRmare vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Wissenschaftsressorts der norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein.
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07.04.2025