Netzentlastung durch Windenergie: Offshore Windparks stabilisieren Stromnetze wie konventionelle Kraftwerke
© TennetBayreuth - Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet bezieht erstmals ingesamt 17 Windparks in der Nordsee in den Redispatch ein. Mit Hilfe neuer Prozesse können die Offshore Windparks mit einer Leistung von 4,5 GW (4.500 MW) jetzt vollwertig wie konventionelle Kraftwerke genutzt werden, um das Netz zu entlasten. Bisher war dies über das Einspeisemanagement nur als letzte Maßnahme möglich, teilte Tennet mit.
"Ab heute steht auf einen Schlag die Leistung von etwa vier Großkraftwerken für Redispatch 2.0 in der Regelzone von Tennet zur Verfügung. Das ist ein großer Schritt, um das Stromsystem insgesamt flexibler zu machen und für die wachsenden Herausforderungen der Energiewende weiter zu rüsten. Wir danken den mehr als 40 Unternehmen wie Windparkbetreibern, Einsatzverantwortlichen, IT-Dienstleistern und Direktvermarktern für die enge Zusammenarbeit“, so Tennet-COO Tim Meyerjürgens.
Unter einem Redispatch versteht man eine Anpassung der Leistungseinspeisung von Kraftwerken bzw. Erzeugungsanlagen auf Anweisung des Übertragungsnetzbetreibers, um Überlastungen im Stromnetz zu vermeiden oder zu beseitigen. Die im Mai 2019 in Kraft getretene Novelle des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG 2.0) enthält Vorgaben für das Redispatch und Einspeisemanagement, die bis zum 01. Oktober 2021 umgesetzt werden mussten (Redispatch 2.0).
In den Redispatch 2.0 werden nun alle Speicher und Erzeugungsanlagen einbezogen, die größer als 100 Kilowatt (kW) sind. Insgesamt werden über 1.000 Akteure – Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber, Vermarkter, Anlagenbetreiber und Behörden – an den Prozessen beteiligt sein.
Seit dem 1. Oktober 2021 ist jetzt auch das Einspeisemanagement, das bisher die Reduzierung von Erneuerbare Energien- und KWK-Strom eigenständig regelt, in das neue System des Redispatch 2.0 integriert. Während bisher konventionelle Kraftwerke Engpässe im Stromnetz beseitig haben, werden nun auch regenerative Energieanlagen gleichberechtigt einbezogen. Das soll am Ende die Redispatch-Kosten senken und unnötige Abschaltungen von EE-Anlagen vermeiden helfen.
Strom aus erneuerbaren Energien (EE-Strom) und wärmegekoppelte Stromerzeugung aus hoch-effizienten KWK-Anlagen (KWK-Strom) haben nach den deutschen und europäischen Vorgaben „Vorfahrt“, wenn es eng wird im Netz. Mit der Einbeziehung regenerativer Anlagen kann diese Vorrangregelung nun auch beim Redispatch praxistauglich angewendet werden.
© IWR, 2024
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